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Warum kann ich verflixt nochmal nicht einschlafen?

Immer mehr Menschen berichten, dass es ihnen schwer fällt einzuschlafen – oder dass sie nachts mehrfach aufwachen. Wenn stundenlange Rituale oder sogar Medikamente notwendig sind, um einschlafen zu können und jede kleinste Abweichung dazu führt, dass der Schlaf ausbleibt – das kann wirklich zermürbend sein!

Ich war eigentlich immer eher ein Murmeltier, das sehr früh und lange schlafen konnte. Manchmal wunderte ich mich ehrlich gesagt, wenn mir jemand erzählte, dass das mit dem Schlafen so eine Leidensgeschichte sein kann. (Ach ja, das waren noch Zeiten!)

Doch als ich begonnen habe, mein frühkindliches Trauma wahrzunehmen und meinen Weg in die Heilung zu beschreiten, war das urplötzlich ganz anders. Ich entdeckte tief in meinem Inneren auf einmal ganze Schichten von innerer Unruhe, Panik, Hilflosigkeit und unerklärlichen Ängsten.

Es war kaum zu glauben, auf einmal begegnete mir die Angst vor der Dunkelheit, die Angst vor den normalen Geräuschen im Haus, dann wieder die Angst vor der Stille. Meine Murmeltier-Zeiten waren eindeutig vorüber 😉

(Es gibt natürlich auch Phasen, in denen unsere innere Entwicklung uns nachts wach hält. Mit der „Spirituellen Nachtschicht“ habe ich mich hier beschäftigt. Doch was ich in den letzten Jahren erlebt habe, hatte damit eher weniger zu tun.)

 

 

Einschlafen müssen wir erst lernen

Auf der Suche nach wirklich heilsamem, tiefem Schlaf, beschäftigte ich mich zunächst einmal damit, wie wir als Menschen „lernen“, einzuschlafen.

Neugeborene Babies können nicht in jeder Situation alleine zur Ruhe kommen und einschlafen. Wir sind nicht mit dieser Fähigkeit geboren, sondern wir brauchen Erwachsene, die uns liebevoll halten, wiegen, beruhigen und uns damit körperlich vorleben und zeigen, wie man zur Ruhe kommt.

Auf der körperlichen Ebene könnte man das so beschreiben:

Ein Baby hat zwar die „Leitung“ (die notwendigen Nervenbahnen), die zur Ruhe führt, aber sie ist noch nicht angeschlossen und auch noch nicht „trainiert“ genug, um alleine zur Ruhe zu kommen.

Wir brauchen Erwachsene, die eine „gut angeschlossene, durchtrainierte Leitung“ haben, die zur Ruhe führt. Je öfter sie uns auf diesem Weg mitnehmen, umso selbstverständlicher wird der Weg in die Ruhe für das Baby. Wenn es älter wird, findet es diesen Weg allmählich auch alleine.

Wenn ich Delphine oder Wale beobachte, die mit ihren Jungen schwimmen, dann spüre ich diese tiefe Verbundenheit sehr deutlich. Das Delphin-Junge hält sich eng an seine Mama. Es folgt dem Rhythmus seiner Mama. Taucht sie in die Tiefe, schwimmt das Baby mit. Taucht sie auf, geht das Baby mit. Und bei jedem Auf und Ab „lernt“ das zarte Nervensystem, sich mit dem Rhythmus des Lebens wohl zu fühlen.

 

 

Die Armut unserer reichen Welt

Oftmals vergleichen wir unsere oberflächlich so reiche Welt mit anderen Ländern auf der Erde, die viel weniger besitzen als wir. Ich möchte nicht verneinen, dass wir reich sind – aber es gibt bestimmte Bereiche, da sind wir viel ärmer als Länder, in denen es weniger materiellen Reichtum gibt.

Unsere westliche Welt betrachtet den Menschen oftmals nur wie eine Art Maschine, die funktionieren soll. Wir haben die ursprünglichen Instinkte für uns selbst verloren. Daher gibt es viele Kinder, die in einer reichen westlichen Welt aufwachsen und in der frühsten Kindheit tiefes Trauma erfahren.

Oberflächlich war alles okay – doch oftmals fehlte das Wesentliche:

Jemand, der mich wahrnimmt

Babys können noch nicht sprechen, geschweige denn, logisch denken. Lange Zeit dachte man, dass man deshalb so ziemlich alles mit Babys machen kann – sie können sich ja nicht wirklich beschweren, oder? Doch ein neues zartes Menschenkind braucht jemanden, der es wahrnimmt. Jemand, der sich einfühlt. Jemand, der die körperlichen Signale wahrnimmt und darauf reagiert. Es möchte wahrgenommen werden.

Ohne diese Wahrnehmung ohne Worte, kann sich ein Baby einsam und verloren fühlen. Selbst wenn wir erwachsen sind, kann es sein, dass wir noch immer das Gefühl haben, nicht wahrgenommen zu werden. Eine unsichtbare eisige Mauer steht zwischen uns und der Welt.

 Jemand, der mich hält

Babies sind noch nicht in der Lage, mit ihrem Leben alleine klarzukommen. Das ist ziemlich eindeutig. Sie brauchen jemanden, der sie liebevoll hält. Ähnlich wie ein Äffchen, das sich bei seiner Mama festklammert, möchte auch ein Baby gehalten und getragen werden.

Auf der feinstofflichen Ebene wird das Baby dabei „geerdet“. Über die Erdung der Erwachsenen können Spannungen und überfordernde Gefühle ganz einfach abfließen. Der Körper entspannt sich und findet seine Balance.

Jemand, der für mich sorgt

In der ersten Phase unseres Lebens können wir uns nicht selbständig versorgen. Wir finden den Weg zum Kühlschrank nicht, wenn wir hungrig sind. Wir können unsere dicke Jacke nicht ausziehen, wenn wir schwitzen. Wir sind darauf angewiesen, dass jemand da ist, der uns wahrnimmt und für uns sorgt.

Es bedeutet tiefe Sicherheit für ein Baby, wenn seine Signale gehört und beantwortet werden. Schließlich ist zu Beginn jedes körperliche Gefühl, z.B. Hunger, eine neue oftmals beängstigende Erfahrung. Und wenn die Erwachsenen auf die Uhr schauen, und dann sagen: „Du kannst jetzt noch keinen Hunger haben!“ – statt unsere deutlichen Hunger-Impulse zu spüren, kann das enorm frustrierend sein.

Jemand, der mich beschützt

Zu Beginn können wir keine Grenzen setzen. Daher sind wir darauf angewiesen, dass andere das für uns tun. Wir brauchen die Erfahrung, dass jemand da ist, der fremde Menschen oder bedrohliche Situationen von uns fern hält. Diese Grenzen geben uns Halt und Stabilität.  Unser Nervensystem lernt den Unterschied zwischen Sicherheit und Unsicherheit, der für unser gesamtes erwachsenes Leben unglaublich wichtig sein wird.

Werden wir beschützt, entwickeln wir selbst stärkere Grenzen, auch auf der feinstofflichen Ebene. Unsere Grenzen werden kraftvoll und stabil.

 

 

Lücken in der Geborgenheit

Vielleicht hast du diese Liste gelesen und bemerkt, dass nicht bei allen Punkten ein warmes, zufriedenes Gefühl bei dir auftaucht.

Wir spüren instinktiv die Lücken in unserer Geborgenheit, die in der frühen Kindheit entstanden sind, selbst wenn wir keine bewussten Erinnerungen an diese Zeit haben.

Manchmal sind es oberflächlich betrachtet „normale Erfahrungen“, die Lücken in unserer Geborgenheit hinterlassen haben:

In der Generation vor mir gab es den unguten Trend, in denen Wissenschaftler zu den Eltern sagten: „Wenn du dein Baby auf den Arm nimmst, wenn es weint, dann wird es dadurch verweichlicht und abhängig. Willst du ein „starkes Baby“, dann musst du es schreien lassen, bis es lernt, sich alleine zu beruhigen und von alleine einzuschlafen.“

Viele Eltern haben diesen Ratschlag befolgt, obwohl es ihnen selbst total unwohl dabei war und es ihnen das Herz brach, ihr Baby stundenlang schreien zu hören.

Es ist unangenehm, überhaupt darüber nachzudenken, aber für viele Menschen war das die erste Erfahrung mit Ruhe, die sie machen mussten: „Ich bin alleine, hilflos, total überfordert – niemand hört mich, niemand kommt, niemand hilft mir, ich schreie und schreie, bis mein kleiner Körper so erschöpft ist, dass ich mich innerlich total zurückziehe und erstarre. Ich verstumme, ich werde ganz schlapp und ziehe mich zurück, mein Körper geht in den Energiesparmodus, um überleben zu können.“

Viele dieser Wissenschaftler glaubten tatsächlich, dass die Methode funktioniert, denn nach dieser „Behandlung“ blieb ein Baby übrig, das kaum noch aufmuckte, sondern bleich, zurückhaltend und „pflegeleicht“ war.

Es gibt viele „normale Erfahrungen“ in unserer westlichen Welt, die unser Empfinden von Geborgenheit in der ersten Lebensphase erschüttern können. Vielleicht hatten wir Eltern, die gestresst und überfodert waren und uns den Weg in die Ruhe nicht zeigen konnten. Vielleicht hatten wir gesundheitliche Probleme, mussten die ersten Wochen isoliert in einem Brutkasten verbringen, mussten oft zum Arzt oder wurden operiert. Auch wenn wir uns nicht bewusst an diese Erfahrungen erinnern können – unser Körper hat sie nicht vergessen. Unser Nervensystem hat sie gespeichert.

Und eines Tages – so ging es mir – erzählt uns der Körper, was er erlebt hat.

 

 

Panik vor dem Einschlafen

Es ist kein Wunder, dass viele heutige Erwachsene Angstzustände und innere Unruhe erleben, sobald sie sich hinlegen und einschlafen wollen.

(Viele können überhaupt nicht einschlafen, sondern dösen irgendwann vor dem Fernseher ein, oder kippen todmüde ins Bett, aber erst dann, wenn es nicht mehr anders geht.)

Bei vielen beginnt vor dem Einschlafen das Herz zu rasen. Es kann auch sein, dass unglaubliche Wut aufkommt, Hilflosigkeit oder ein Gefühl der Lähmung. Auch wenn wir überreizt und „zu müde um zu schlafen sind“, hat das oftmals den Ursprung in der frühen Kindheit.

Diese Wunden heilen nicht von heute auf morgen, sondern ganz, ganz, ganz langsam.Der Weg in die heilsame Ruhe beginnt mit einem tiefen Mitgefühl für uns und unsere Vergangenheit. Statt uns dafür zu schämen und zu verurteilen, können wir beginnen uns zu verstehen.

Es gibt Löcher in unserer Geborgenheit. Unser Fundament ist nicht vollständig. Es ist verständlich, das wir fühlen, was wir fühlen. Kein Abendritual und keine Einschlaftechnik kann wegwischen, was wir in uns tragen. Unsere Vergangenheit möchte heilen, damit der Weg in die wahre Geborgenheit entstehen kann.

Hier sind ein paar Dinge, die ich auf diesem Weg hilfreich empfinde:

Entladen statt Unterdrücken

Oftmals brodelt ein Vulkan aus  unerlöster Energie in unserem Inneren. Statt mit Druck zu versuchen, dieses innere Chaos zu bändigen, müssen wir lernen, diesen Impulsen in unserem Inneren zu begegnen und zu sagen: “Oh ja, ich verstehe, was du mir sagen willst. Genauso hast du dich damals gefühlt. Es tut mir so leid, dass du das erleben musstest. Es tut mir so leid, dass niemand für dich da war. Ich bin bei dir.“

Unruhige Beine wollen oftmals einfach weglaufen, was damals vielleicht nicht möglich war. Doch heute kannst du langsam erlauben, dass der Bewegungsimpuls in deine Beine strömt. Mit winzig kleinen Bewegungen in Zeitlupe (Micromovements – hier ist mein Video dazu) kannst du diese Impulse entladen.

Berührung für mehr Halt

Manchmal können wir unsere eigenen Hände nutzen und z.B. unseren Nacken in unsere Hände sinken lassen, unsere Hände auf unser Herz oder auf den Bauch legen – nicht um das was wir fühlen wegzubekommen, sondern unsere Hände dürfen aufmerksam zuhören und reinspüren und den Körper einladen, seine Geschichte zu erzählen.

Manchmal brauchen wir auch eine schwere Decke, die unserem Körper Halt und Geborgenheit vermittelt.

Arbeit mit dem Vagus-Nerv

Der Vagus-Nerv (der größte Nerv im parasympathischen Nervensystem) ist der Nerv, der uns in die Ruhe und den heilsamen Schlaf mitnimmt. Doch wenn wir in der frühen Kindheit keine Erwachsenen erleben konnten, die uns in die Ruhe mitnehmen konnten, dann hat unser Vagus das Zur-Ruhe-Kommen einfach nicht gelernt. Wir können direkt mit dem Vagus-Nerv arbeiten und ihm dabei helfen, seine hohe Spannung loszulassen und langsam in seine natürliche Balance zu finden.

Mit der Zeit und durch regelmäßiges Üben, „lernt“ der Vagus-Nerv den Weg in die Entspannung zu finden. Es wird immer selbstverständlicher und wir können im Alltag genießen, wie wir zwischendurch ruhiger werden, tief durchatmen und innerlich loslassen – weil unser Körper auf natürliche Weise in die Ruhe strebt.

 

Diese Heilung ist ein Weg

Wenn wir auf den tiefsten Ebenen heilen wollen, dann gibt es keine Sofort-Lösung. Diese Heilung ist tatsächlich ein Weg. Und wir befinden uns zum Glück in einer Zeit, in der immer mehr Menschen wach werden und ihre unerlösten Gefühle aus der frühen Kindheit spüren – und in die Lösung bringen.

Diese Arbeit ist heroisch, denn sie fordert großen Mut von uns. Es ist so viel leichter zu verdrängen, nicht hinzuschauen oder zu verbergen, was uns in der Tiefe fehlt. Doch wenn wir uns einmal auf den Weg machen, entdecken wir staunend völlig neue Dinge:

So fühlt sich Geborgenheit an!

So fühlt es sich an, wenn mein Körper schrittweise in die Entspannung sinkt!

So fühlt es sich an, heilsam zu schlafen!

Die einfachsten Dinge sind unendlich kostbar und wertvoll. Das ist unser Leben, das wieder gelebt und gefühlt werden möchte!

 

 

Geborgenheit in der Bärenhöhle

2-tägiges Online-Retreat

08./09. Februar 2020

In meinem 2-tägigen Online-Retreat am 8./9. Februar lade ich dich dazu ein, dein Empfinden von Geborgenheit zu stärken. Du erfährst, wie wir frühkindliches Trauma heilen können und du lernst heilsame Übungen kennen. Der Bär begleitet uns als Krafttier auf diesem Weg.

Bis zum 28. Januar kannst du dich anmelden.

Infos & Anmeldung findest du hier